Auf Youtube bin ich vor Kurzem auf eine sehr interessante Dokumentation gestoßen. Es handelt sich um den Film „Geheime Reichssache – die Angeklagten des 20. Juli 1944 vor dem Volksgerichtshof“ von Chronos History.
Die damaligen Verhandlungen gegen die „Verschwörer“ wurden mitgefilmt, um sie später zu Propagandazwecken zu verwenden. Hierzu kam es jedoch nicht, weil die Bilder dafür als nicht geeignet angesehen wurden – und deshalb wurden die Filme zur „Geheimen Reichssache“ erklärt und kamen unter Verschluss.
Die Aufbereitung durch Chronos ist sehr gelungen. Technisch ganz einfach gehalten, konzentriert sich der Film auf die Inhalte. Die Originalfilme werden kurz erläutert, insbesondere die Biographien der Angeklagten dargestellt, und in den Gesamtzusammenhang der Attentatspläne eingeordnet.
In ihren Vernehmungen erklären die Angeklagten, wie es zu den Attentatsplänen kam. Insbesondere bei den Militärs merkt man, dass die meisten von ihnen sicher nicht ab dem Tag der Machtergreifung Regimegegner waren.
Im Gegenteil, sie waren es aufgrund ihres soldatischen Wertesystems gewohnt, Befehle zu befolgen, egal von welchem Befehlshaber. Der Entschluss, gegen die Regierung zu rebellieren, wurde erst nach langen Überlegungen und unter erheblichen Gewissensanspannungen gefasst.
Interessant war es auch, einen „anderen“ Roland Freisler kennenzulernen. Denn dieser hat keineswegs immer die Rolle eines geisteskranken Wüterichs gespielt. Er konnte durchaus sachlich bis freundlich Fragen stellen, den Beteiligten zuhören und sie ausreden und sogar überlegen lassen.
Das ging so weit, dass Zeugen geradezu bereitwillig aussagten und sich so selbst ans Messer lieferten. Das tragische Beispiel des Münchner Kaplans Hermann Josef Wehrle wird im Film recht ausführlich dargestellt: Dieser war zunächst als Zeuge im Verfahren gegen Ludwig von Leonrod geladen und beantwortete in dieser Funktion offenherzig die Fragen Freislers – und nur vier Wochen später wurde er selbst verurteilt und hingerichtet.
Natürlich kennt jeder den Volksgerichtshof und die Verhandlungen, die dort abliefen. Aber dieser Film zeigt noch einmal sehr eindrücklich, wie man ein Justizsystem zur Waffe gegen die Bürger pervertieren kann. Es sollte eine Warnung sein – und nicht, wie man zunehmend befürchten muss, ein Vorbild.