Warum genau die AfD den CDU-Politiker Max Otte als Bundespräsidenten aufstellen will, darüber kann man wohl nur rätseln. Das deutsche staatliche Fernsehen, verkörpert durch NDR und WDR, hat nun einen möglichen Grund ausgegraben: Er hat 30.000 Euro an die Partei gespendet.
Auf diese wohl zutreffende Tatsache wurden sogleich Theorien aufgebaut, dass die Nominierung wohl als Gegenleistung für die Spende erfolgt sei. Mit desavouierenden Adjektiven wie „käuflich“, „korrupt“, „bestochen“ oder „unmoralisch“ wurde dieser vermeintliche Skandal gleich voller Empörung kommentiert.
Wenn man die Empörung etwas abklingen lässt und sich rational fragt, was nun tatsächlich dahinter ist, dürfte davon nicht viel übrig bleiben. Die AfD wird, da verrate ich wohl kein Geheimwissen, nicht den nächsten Bundespräsidenten stellen. Der nächste Bundespräsident wird nicht Max Otte heißen.
Die bloße aussichtslose Nominierung mag eine gewisse (zweifelhafte) Ehre sein. Dass sie 30.000 Euro wert ist, ist kaum nachvollziehbar. Und wenn das schon so etwas Besonderes sein sollte, dass man überhaupt Geld dafür zahlen würde, dann wären es wahrscheinlich mehr als 30.000 Euro. Die AfD weist für das aktuellste verfügbare Jahr (2019) Gesamteinnahmen von über 26 Mio. Euro aus. Wie sollen da 30.000 Euro eine strategische Entscheidung von erheblicher Tragweite beeinflussen können?
Auch der aktuelle Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor seinem Amtsantritt 2017 erhebliche Summen an die SPD gespendet, wie die Rechenschaftsberichte der Partei für jedermann zugänglich verraten. Und so ähnlich wird es auch bei allen anderen Bundespräsidenten gewesen sein, die zuvor parteipolitisch aktiv waren. Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, sie seien deswegen in ihr Amt gekommen.
Nun mag man einwenden, das sei ja etwas anderes: Als etablierter Politiker einer Partei spende man nun einmal regelmäßig und in achtbarem Umfang an diese Partei. Als Abgeordneter oder Minister seien schon die Mandatsträgerabgaben locker im fünfstelligen Bereich. Herr Otte sei aber in der CDU und habe an die AfD gespendet. Das ist ungewöhnlich, freilich. In dem CDU-Parteiflügel, der Frau Merkel schon länger nicht mehr wohlgesonnen ist, ist das aber vielleicht durchaus nachvollziehbar. Manche politischen Grundregeln früherer Zeiten gelten heute eben nicht mehr.
Und es bleibt dabei: Aus 30.000 Euro Korruptionstheorien zu spinnen, ist einfach nicht nachvollziehbar. Aber es gab ja sogar einmal Gerüchte, der deutsche Bundespräsident sei für ein Bobby-Car gekauft worden.