„Lovelace“, benannt wohl nach Ada Lovelace, nennt sich ein neues Hotel in der Münchner Innenstadt, genauer gesagt ein „Hotel-Happening“. Denn dieses Hotel soll voraussichtlich nur ungefähr zwei Jahre existieren, danach wird das Gebäude wieder eine andere Nutzung erfahren.
Bevor das passiert, richtet das Online-Magazin Telepolis des Heise-Verlags regelmäßig Veranstaltungen der Reihe „Telepolis-Salon“ aus. Dort wird sporadisch jeweils ein bestimmtes Thema mit einigen eingeladenen Experten und vor Publikum diskutiert.
Mein Thema: Recht auf Sezession
Gestern kam mir, wie hier schon angekündigt, die Ehre zu, Experte zu sein. Es ging um das Thema Sezession, wobei mir der juristische Part zukam: Ich sollte aus völkerrechtlicher Sicht darlegen, ob ein Recht auf Sezession besteht.
Nun ist Telepolis allgemein ein Magazin, das sich nicht scheut, Meinungen und Standpunkte (auch kontroverser Natur) zu publizieren. Im Gegensatz zu den Agenturmeldungskopierbetrieben, in die sich manche Medien heute leider entwickelt haben, ist das ein wohltuender Kontrast.
Bedrohte Völker und politische Bildung
Außer mir saßen daher noch zwei andere Gäste in der Runde, die ihre spezifischen Sichtweisen in die Diskussion einbrachten: Dr. Kamal Sido, syrischer Kurde und Nahost-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker, sowie Prof. Ursula Münch von der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.
Das Format der Veranstaltung war dergestalt angelegt, dass mit jedem Referenten ein ca. zwanzigminütiges Einzelinterview geführt wurde. Jeder Interviewer war ein anderes Mitglied der Telepolis-Redaktion, das sich intensivst auf das Gespräch vorbereitet hatte. Vielleicht sollte sich so manche vermeintliche Qualitäts-Talk-Show aus dem politischen Bereich einmal überlegen, ob sie diese Vorgehensweise nicht einer Krawall-Auseinandersetzung vorzieht.
Gut vorbereitete Moderatoren
Ich hatte das Vergnügen, mit Peter Mühlbauer sprechen zu dürfen. Wie bereits erwähnt, fiel vor allem seine gewissenhafte Vorbereitung auf das Gespräch auf. Er hatte einiges gelesen, was ich zu dieser Thematik geschrieben hatte, und fragte sehr genau nach. Dementsprechend gingen meine Antworten auch in der Regel ziemlich tief in den Stoff ein. Gleichzeitig glaube und hoffe ich natürlich, dass ich mich nicht allzusehr in Details verstrickt habe.
Meine wohlwollende Haltung zu einer bayerischen Unabhängigkeit stieß natürlich nicht bei jedem auf Gegenliebe wurde in der anschließenden Publikums- und Podiumsdiskussion noch sehr intensiv diskutiert. Interessant fand ich dabei auch die Auseinandersetzung mit Frau Prof. Münch, mit der ich einen kleinen thematischen Ausflug zu der Frage unternahm, wie denn eine Europäische Union mit 50 oder gar 100 Mitgliedsstaaten/-regionen aussehen würde.
Noch mehr gibt’s im Podcast
Äußerst erhellend war auch der Vortrag Dr. Sidos, der über die Lage der Kurden in verschiedenen Ländern berichtete und dabei auch beleuchtete, dass es „die Kurden“ als Einheit freilich nicht gibt.
Insgesamt hat der Abend jedenfalls gezeigt, dass man Themen durchaus auf fachlich hohem Niveau behandeln und sie trotzdem einem breiten Publikum näher bringen kann. Am Schluss wurde mir aber noch eine juristische Frage gestellt, die ich angesichts der ohnehin schon knappen Zeit nicht mehr mit der gebotenen Tiefe und Ernsthaftigkeit beantworten konnte – das werde ich aber im Rahmen meines Völkerrechts-Podcasts nachholen.
Apropos: Die siebte Folge dieses Podcasts habe ich dem Thema Sezessionsrecht gewidmet und sie – als Vorbereitung auf den gestrigen Abend – aufgenommen. Veröffentlich wird sie in den nächsten Tagen.